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Datum/Zeit
Datum - 07.05.2024
19:00
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Veranstaltungsort
Lyrik Kabinett

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Jehuda Amichai (1924-2000) zum 100. Geburtstag. Ein Abend mit Efrat Gal-Ed, Thomas Sparr und Ellen Presser (Moderation)

In Kooperation mit dem Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern
Veranstaltungsort: Lyrik Kabinett
Eintritt: € 9 / € 6; Mitglieder unseres Freundeskreises: freier Eintritt
Abendkasse, freie Platzwahl

„Ich bin ein Knoten, nicht zu lösen / gleich dem, den man ins Taschentuch knüpft, zur Erinnerung / an etwas. Ich weiß nicht, woran ich erinnern soll und wen, / damit er’s nicht vergisst.“ Jehuda Amichais Gedichte erinnern an die Universalität menschlicher Erfahrungen, ohne dabei ihren Ursprung – Amichais Auseinandersetzung mit der eigenen jüdischen Identität – zu überschreiben. Verfasst in einem Hebräisch der Alltagssprache, sind seine Gedichte verortet im individuellen sowie kollektiven Zeitgeschehen: „Die Geschichte der Juden und die Geschichte der Welt / zerreiben mich zwischen sich […] Offen Verschlossen Offen. Das ist der ganze Mensch.“ An den Dichter erinnern drei, die ihn gut kannten: Efrat Gal-Ed, geboren in Tiberias, Professorin für Jiddistik an der Universität Düsseldorf, lebt als Malerin und Autorin in Köln. Ellen Presser, geboren in München, ist Leiterin des Kulturzentrums der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und freie Journalistin. Thomas Sparr, geboren in Hamburg, leitete bis 1998 den Jüdischen Verlag (bei Suhrkamp) und lebt als Autor, Lektor und Literaturwissenschaftler in Berlin. Zu Gast in München war Yehuda Amichai mehrfach, u.a. 1990 im Kulturzentrum der IKG, 1998 im Lyrik Kabinett.

 


 

Von dreien oder vieren im Zimmer

[…]
Von dreien oder vieren im Zimmer
steht einer immer am Fenster.
Düsteres Haar über den Gedanken.
Die Wörter längst hinter sich.
Vor sich wandernde Stimmen ohne Gepäck,
Herzen ohne Zehrung, Prophetien ohne Wasser,
große Steine, die zurückgerollt werden
und liegen bleiben, verschlossen wie Briefe
ohne Anschrift und ohne Empfänger.

Jehuda Amichai, Offen. Verschlossen. Offen. Ausgewählt und mit einem Nachwort von Ariel Hirschfeld. Aus dem Hebräischen von Anna Birkenhauer und anderen. Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag Berlin 2020, S. 20.