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Datum/Zeit
Datum - 26.06.2025
18:15 - 19:45
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Veranstaltungsort
Ludwig-Maximilians-Universität München, Hauptgebäude, Raum A119

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Die Otokar-Fischer-Preisträgerin Lenka Kerdová spricht über die Bauten deutschsprachiger Architekten im Prag der Zwischenkriegszeit und analysiert diese vor dem historischen und soziologischen Hintergrund konkurrierender Nationalitäten in einer multikulturellen Stadt.

Der Kurzfilm mit dem Titel Messestraße Elf bildet den persönlichen Auftakt dieses Abends. Persönlich, weil er erläutert, wie für die Autorin ihre Auseinandersetzung mit der „deutschen“ Architektur der Prager Zwischenkriegszeit begann, persönlich aber auch, weil eine deutsche Zeitzeugin als charamante Protagonistin des Films diese Geschichte lebendig vermittelt.

Prag-Holešovice (Prag 7) ist Sinnbild für eine fast vergessene tschechisch-deutsche bzw. deutsch-tschechische Geschichte. Bis 1945 trug dieser Bezirk den Beinamen „Klein-Berlin“, denn es lebte dort ein hoher Anteil deutschsprachiger Einwohner. Für die Autorin wurde dieser Teil der Stadt zum Zentrum für eine umfassende Forschung zur Prager Zwischenkriegsarchitektur, die besonders das Werk der deutschsprachigen Architekten – gleich ob einheimisch oder nach Böhmen zugereist – beleuchtet. Das Resultat ist mittlerweile in einem Band mit dem Titel Klein-Berlin in Groß-Pragerschienen, der 2024 mit dem Otokar-Fischer-Preis ausgezeichnet wurde. Er versucht, Antworten auf komplexe Fragen zu finden – etwa: Woran denken wir, wenn wir über deutsche Architektur und den Einfluss des deutschen Kulturumfelds in Tschechien sprechen? Wie unterscheidet sich die deutsche Architektur im Prag der Zwischenkriegszeit von den Gebäuden der tschechischen Mehrheit? Warum wirkt sie konservativer als der tschechische Funktionalismus? Und wo ist ihr Platz im Kontext deutscher und anderer mitteleuropäischer Städte?

Lenka Kerdová ist Kunsttheoretikerin und Kuratorin. Sie studierte Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Prag und Kunstgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität in Prag; weitere wichtige Stationen ihrer Ausbildung absolvierte sie bei Ruth Noack (Akademie der bildenden Künste in Prag) und Hans Scheirl (Akademie der Bildenden Künste Wien). Bis heute ist sie auch als freischaffende Künstlerin tätig und bewegt sich in ihren eigenen Arbeiten zwischen den Medien von Malerei, Film und Fotografie. 2016 drehte Kerdová den Kurzfilm Messestraße Elf, der im selben Jahr beim Internationalen Filmfestival in Jihlava gezeigt wurde. 2020 schloss sie ihre Promotion in Kunstgeschichte ab und ging als Visiting Fellow ans Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien, wo sie seither lebt. 2022 realisierte sie als Kuratorin eine Ausstellung über den Philosophen Jan Patočka im Tschechischen Zentrum in Wien. Derzeit ist sie Stipendiatin der Gerda Henkel-Stiftung.

In Kooperation mit dem Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der LMU