Datum/Zeit
Datum - 19.06.2024
20:00 - 21:45
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Veranstaltungsort
Werkraum Münchner Kammerspiele
Kategorien
Szenische Lesung aus dem Roman „ALLE HUNDE STERBEN“ & Filmvorführung „BIHAR“, anschließend Artist Talk mit Cemile Sahin.
Das Team des Habibi Kiosks präsentiert Arbeiten der vielfach ausgezeichneten Künstlerin, Autorin und Filmemacherin Cemile Sahin im Werkraum der Kammerspiele.
Cemile Sahin arbeitet mit den Medien Film, Fotografie, Skulptur und Literatur. In ihrem Schaffen sind Wort und Bild untrennbar miteinander verbunden. Dabei interessiert sie insbesondere, wie Geschichtsschreibung funktioniert und wie Bilder und Medien genutzt werden, um zu instrumentalisieren und zu manipulieren. Die bewusst fragmentarisch gehaltenen Erzählstrategien ihres Werks greifen auf ein episodisches Erzählformat zurück, das die Betrachter*innen oft zu unerwarteten Erkenntnissen mitreißt. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich zudem ausführlich mit Formen und Darstellungen von (Staats-)Gewalt, unter anderem in ihren Romanen „TAXI“ (2019) und „ALLE HUNDE STERBEN“ (2020).
An diesem Abend zeigen wir eine szenische Lesung zu Sahins Roman „ALLE HUNDE STERBEN“ (Ausschnitte) und ihren Spielfilm „BIHAR“ (kurdisch: Frühling; 2022, 43 Min.). Daran anschließend findet ein Artist Talk mit der Künstlerin statt.
BIHAR (kurdisch: Frühling) ist der erste Teil der vierteiligen Spielfilmreihe „Vier Balladen für meinen Vater“ von Cemile Sahin. Ein Hauptmotiv ist Wasser, insbesondere die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen des GAP-Staudammprojekts am Oberlauf von Euphrat und Tigris in den kurdischen Gebieten der Türkei. Für die Nachbarländer Syrien und Irak ist das GAP-Projekt zu einer ernsthaften Bedrohung geworden und hat wiederholt zu Spannungen zwischen den Ländern geführt. Der Film erzählt das Thema anhand einer fiktiven Geschichte einer kurdischen Familie, deren Heimat durch ein türkisches Staudammprojekt überflutet wurde und deren Mitglieder zwischen Istanbul, Paris und in Transit verstreut sind. In einer Vignette nach der anderen lernen wir Mitglieder der Familie und Ausschnitte aus ihrem Leben kennen, die alle ihre Verbindung zum vermissten Ehemann, Freund und Vater Hassan eint.
Die Erzählung bedient sich verschiedener Genres und vereint Dokumentarfilm, Politthriller, und Film Noir sowie Melodrama und Telenovela zu einem Film, der trotz der Auseinandersetzung mit struktureller Gewalt über Witz und Leichtigkeit verfügt. Fakt und Fiktion sind dabei — wie so oft in Sahins Werken — nicht immer voneinander zu unterscheiden.
In ALLE HUNDE STERBEN erzählt Cemile Sahin in neun Episoden von neun Menschen, die ihr Exil in einem Hochhaus im Westen der Türkei finden. Sie alle haben Folter, Gewalt und Verschleppung durch Einheiten der türkischen Armee und der Polizei erlebt. Darunter: Eine Mutter, die ihren toten Sohn auf einen Pick-up lädt. Eine Frau, die angekettet in einer Hundehütte gehalten wird. Während sie von ihrer Flucht berichten, holt sie der systematische Terror des türkischen Militärs wieder ein.