Von Katharina Bendixen
Ich weiß, dass ich den Mann, mit dem ich die Nacht verbracht habe, nicht besitzen darf. Trotzdem bleibe ich zum Frühstück. Er hat vom Bäcker Brötchen geholt und hört nicht auf, von der letzten Nacht zu schwärmen. Von der Frau, die sonst an meiner Stelle sitzt, hat er mir schon erzählt. Sie sei nur einen Tag weggefahren, hat er gesagt, um mit ihrem Patenkind in einem Prinzessinnenbett zu übernachten. Er hat schlecht über sie gesprochen, über ihre Art, alle Probleme ihrer Freundinnen vor ihm auszubreiten. Er hat so viel von ihr erzählt, ich habe das Gefühl, ihr bereits begegnet zu sein.
„Vor elf kommt sie nicht“, sagt der Mann, aber es ist immer so, dass die Frau eher kommt. Ich löffle gerade eine Kiwi aus, nur mit meinem Slip und einem seiner T-Shirts bekleidet, als sich der Schlüssel im Schloss dreht. Die fremden Schuhe im Flur muss sie sofort sehen, die fremde Wäsche, die vor der Schlafzimmertür liegt, und überall ist mein Geruch. Aber als sie die Küche betritt, bleibt sie stumm, und ich erstarre, statt zu fliehen. Es liegt daran, dass wir uns ähneln, dass wir die gleichen, dieselben sind. Ich bin sie, sie ist ich, und in ihrem Blick sehe ich, dass sie genauso wenig weiß wie ich, ob wir nach dieser Nacht wieder eins werden können.