Der schöne Buchtitel „I mog di, ob-woist a Depp bist“ ist keineswegs auf den Bairischen Landwirt und Nebenerwerbspolitiker Hubert A. gemünzt, das wäre ja Majestätsbeleidigung, möglicherweise, und hätte, zumindest wenn wir uns hundert Jahre zurückversetzen, sechs Monate Festungshaft, die gute alte „custodia honesta“, zur Folge. Eine Strafe übrigens, die nach § 17 des RStGB zwischen 1871 und 1953 bis zu lebenslang ausgedehnt werden konnte, in schwerem oder Wiederholungsfall. Frühe Fälle waren etwa August Bebel, T. T. Heine und Frank Wedekind. Festungshaft war für Geistes- und „Gesinnungstäter“ gedacht und konnte in der Regel zu lockeren Bedingungen mit Büchern und Schreibmaschine im Haftraum führen und zu Verzicht auf jegliche Arbeitspflicht – was wiederum schreckliche Machwerke, wie das berüchtigte aus Landsberg (1923), des späteren „Führers“, gebären konnte, aber Schwamm drüber. Die Festungshaft gibt es nicht mehr, denn dass der Geistesmensch und Ex-Fußballer Uli Hoeneß nach seinem läppischen Millionen-Steuerding ausgerechnet in der JVA Landsberg einsitzen durfte, hatte nichts mit Festungshaft zu tun – und zum Glück, ja, hat er auch kein Buch dort verfasst.

Aber Politiker, die treibt es nach wie vor zwanghaft zum Buchschreiben! Kaum ist der Entschluss gefasst, ein solcher zu werden, bricht’s aus ihnen heraus – sie müssen uns sich selbst und die ganze Welt erklären. Sie wissen ja, wo’s langgeht! Dabei haben sie mangels Zeit tatsächlich nur drei Möglichkeiten: Ghost-Writer, Plagiat oder Justizvollzugsanstalt. Variante eins ist zu teuer, die zwei ist zu riskant, so bleibt eigentlich nur die drei. Und in der Tat: Ne kleine Bestechung hier, ein Maskendeal dort – geht doch! Und macht es felix Austria nicht genial vor mit dem lustigen Ibiza-Skandal?

Ernst Toller, Minister und Exkommandant der Bayerischen Räterepublik im Frühjahr 1919, hat während der fünfjährigen Festungshaft unter anderem das Stück „Masse Mensch“ verfasst und nach Berlin an die Volksbühne geschickt – es wurde 1921 unter Jürgen Fehling uraufgeführt und machte seinen Autor noch im Knast berühmt. Etwas Besseres sollte er nicht mehr schreiben, wobei allerdings seine politische Karriere mit dem Strafurteil zu Ende war.

Der Haupttitel des o.g. linguistischen Bairisch-Spracherklärers ist übrigens „Warum Bairisch genial ist“. Das Bairische, ganz ohne sein königliches Y, erklärt uns Autor Günther Grewendorf, hat Strukturen, die teils ans Italienische, teils an asiatische Sprachen erinnern. Ganz abgesehen davon, dass Bayern sich – wenn sie denn ihr Heimatidiom pflegen – in aller Regel duzen. Die Feinheiten dieses Dialekts zu erlernen – und hier hat der Impfskeptiker Hubert A. wirklich Glück gehabt – ist den kleinen Bayernkindern in die Wiege gelegt und völlig intelligenzunabhängig, meint der Sprachforscher – hobts mi?
W.H.