Franz J. Herrmann, der über zehn Jahre das Literaturblatt der Stadt München als Redakteur betreute – es handelt sich hier um den Vorläufer der Literaturseiten -, legt mit den Adamsmasken bereits seinen fünften Gedichtband vor, den er als Corana-Konzept-Album zu lesen empfiehlt. Sein Kinderbuch „Caspar, Melchior & Balthasar fliegen ins Morgenland“ stand auf der Short List des Rattenfänger-Literaturpreises der Stadt Hameln. In der Kurzbiographie seiner Adamsmasken wird darauf verwiesen, dass er noch zahlreiche Manuskripte in Petto habe, die auf mutige Verlage setzten. So man ihn fragen würde, warum er schreibe – tja, wer frägt eigentlich einen Fliesenleger danach, warum er Fliesen lege und keine Fliegen fange? Ob indes Descartes gemäß einer anderen Antwort, die Herrmann gern zu geben pflegt und die da heißt „Ich schreibe, also spinn ich“, ihm zustimmte, lässt schwerlich sich nur sagen. Auch die Variante „Ich verschreibe mich, also bin ich“ kommt ihm manchmal in Anbetracht des Umstands zu, da er sich weniger als Autor, denn als Schriftfallensteller versteht.
Die Krisentangodame
Da sitzt sie nun in ihrer Ladentür,
doch keineswegs wirkend wie ein Flegel,
der nicht hat auch ein Gramm an Gespür
für die Gefahren der neuen Maskenzeit,
da Männer zwar suchen öfters nun Streit,
und Frauen scheuen zurück vor Angeboten,
die ihnen bescherten schlechte Stilnoten.
Nein, sie weiß sehr wohl, dass es gilt zu halten
nun besser Distanz und doch auch zusammen
wie ihre Lachfältchen, die sich da sammeln
um ihren zauberhaft roten Kussmund.
Ach, Lady, halt steif die Ohren, ach, bleib gesund,
doch hüte dich zu fallen aus dem Rahmen,
bevor auch du entschläfst im Tangoamen.
Aus:
Franz J. Herrmann:
Von Adamsmasken, Traumtänzern & anderen Tangoscherben
Gedichte & poetische Brosamen
141 S., Edition Art Science, Austria, 2022
ISBN 978-3903335189
18,00 Euro