Die Wiederholung zählt zu einem der bekannteren Stilmittel. Sie ist zur Freude aller Schüler*innen echt easy zu identifizieren. Die Wiederholung springt einem – je nachdem – schnell ins Auge oder Ohr. Sie ist Redundanz pur, hat etwas Simples. Die Situation des Stilfigurensuchers ist vergleichbar mit der eines  Memoriespielers, der vor einem Tisch voller aufgedeckter Memoriekarten sitzt und jetzt nur noch Paare zusammenzuführen hat. Ist Easy-peasy.

Die Wiederholung kann es zu bunt treiben, kann es übertreiben. Ein Stilmittel bleibt sie dennoch. Sie kann nerven. Ein Stilmittel bleibt sie dennoch. Oder verliert sie eventuell irgendwann die Ehre, eine „rhetorische Sprachfigur“ zu sein, die ja, glaubt man den Deutschlehrer*innen, von ihren Setzern und Setzerinnen sehr bewusst (oder gar unterbewusst) gesetzt worden ist? Und wenn es ganz anders wäre? Ganz easy-peasy also? Wenn also unser Dichter nichts anderes täte als immer wieder und eben sich wiederholend von sich selbst abzuschreiben?

Die wievielte Rose macht sich über die Rose lustig und damit übers Leben insgesamt (ist ja meine Zeit, die ich da vor mich hinwiederholend verbringe)? A rose is a rose is a rose is a rose is a rose … ließ sich theoretisch sagen, bis man umfällt und tot ist. Ende der 1950er Jahre konnte sich der amerikanische Literaturkritiker John Malcolm Brinnin immerhin ein Buch lang mit Getrude Steins dritter Rose beschäftigen … Und wie viel Pause verträgt eine Wiederholung? Wenn ich heute Abend mit „a rose“ beginne und morgen Früh mit „a rose“ fortfahre, gilt das dann noch als Wiederholung? Und wie sieht es mit dem Abstand aus? Wie weit darf sich in einem Text die zweite Rose von der ersten entfernen, so dass sie noch als Wiederholung durchgeht?

Die Wiederholung macht auf sich aufmerksam, verstärkt, wie wenn einer einen Lautstärkeregler nach oben ziehen würde. Sie bringt einen Rhythmus, monoton einschläfernd bis militant stampfend, in die Sache und, je nachdem, wo sie platziert wurde (vorne, hinten, in der Mitte …), schafft sie Ordnung, umklammert, trennt, leitet ein. Fehlt eine der Wiederholungen, kann auch das interpretatorische Höhenflüge zur Folge haben.

Denken wir nur an Eugen Gomringers „Schweigen, schweigen, schweigen, / schweigen, schweigen, schweigen, / schweigen, schweigen, ———, / schweigen, schweigen, schweigen, / schweigen, schweigen, schweigen.“ Für eine erwartete Wiederholung, die ausbleibt, gibt es keinen Ersatz. Auf dem weißen Blatt Papier steht nichts als eine Lücke, ein schönes Abbild fürs tägliche Schweigen, für Wörter, die man irgendwo im Keller versteckt hat, von wo aus sie dann der Psychotherapeut wieder nach oben holen muss.

Wenn Technik für Wiederholungen sorgt – copy, copy, copy  – entstehen Muster. Ganze Tapeten. Am Ende ohne jeden Sinn. Aber schön, schön, schön.

Dika