Es gibt ja für fast alles einen Tag. Neu in diesem Jahr war der „Tag der deutschen Erdbeere“. Fand unter echt viel deutscher Aufmerksamkeit am 24. Mai statt. Wann der „Tag der Liechtensteiner Erdbeere“ ist, weiß ich grad nicht so genau und vielleicht wachsen in Liechtenstein ja auch gar keine Erdbeeren. Sollte man es schaffen, ein Schälchen deutscher Erdbeeren samt Sahnehäubchen in den nächsten Tag zu retten, kann man mit ihm auf dem Beistelltisch neben dem deutschen Liegestuhl den „Tag der Tolkien-Lektüre“ genießen, bevor drei Tage später der „Tag des Unkrauts“ am Horizont aufzieht.

Ich von meiner Seite plädiere für einen „Tag der nicht zurückgegebenen Bücher“ (oder gibt es den vielleicht schon?). Das könnte so eine Art neuer Sühnetag sein. Man zieht mit schuldbewusster Miene die vor Jahren ausgeliehenen Bände aus dem Regal, recherchiert, ob deren Besitzer*innen noch leben, und macht süße Päckchen. Danach fühlt man sich gut. Rein.

Ich habe auch so ein Buch in meinem Regal stehen. Seit Jahren steht es da, und ich glaube, dass das echt mal was gekostet hat. Es ist so ein Unischinken und meine Ausleiherin (ich weiß noch nicht mal mehr, wie die hieß, sie hatte jedenfalls rotgefärbtes Haar und eine Nickelbrille und trug immer breitmaschige, selbstgestrickte Pullover etc., etc., ich glaub’, sie hieß Conni) hatte ihn sogar mit so durchsichtiger Folie eingebunden. Titel: „Psychologie 1“. Conni studierte nämlich Psychologie und wollte, dass ich das Kapitel über Sozialpsychologie lese. Warum? Ich habe keine Ahnung mehr und hab’s auch nie gelesen. Irgendwie denke ich, dass Conni ihr Psychologiestudium geschmissen hat. Ihr Buch hat sie niemals zurückverlangt. Oder hat Conni ihr Examen nicht bestanden, weil ausgerechnet Sozialpsychologie drankam, und sie (ohne Buch!) davon keine Ahnung hatte? Oh, Conni (oder hieß sie Manu?), tut mir so leid! Ich bin ein schlechter Mensch, eine Büchernichtzurückgeberin.

Der „Tag der nicht zurückgegebenen Bücher“ könnte am 5. Juni sein.

Am 5. Juni hat der berühmte israelische Zauberer und Gabelverbieger Uri Geller bei sich in einem Karton ein Buch entdeckte, das er vor 50 Jahren in Los Angeles, wo er damals lebte, in der dortigen Bibliothek ausgeliehen und nie mehr zurückgegeben hat. Der reuige Uri schickte das Buch an seine Tochter, die in der Nähe von LA lebt (hat der Mann ein Glück!), und die gab es dann in der dortigen Stadtbibliothek ab. Auf Mahngebühren verzichtete das freundliche Personal.

Die Tochter durfte das Buch sogar behalten. War eines über ihren Vater und dessen magische Kräfte. Haha, wird die Tochter gedacht haben, nice, dann hätte der liebe Dad das Buch doch einfach herappariert.

DiKa

1) Books Back Day