Das Schöne an Ana Ivanovic ist ihr offenes Lächeln, etwas übermütig und ganz ohne Kunsthonig. Sie steht auf den Fotos der Champagner-Buch-Präsentation in einem Berliner Nobelhotel von „Einer von Euch“ neben dem Olivenbauern Martin Suter, der neben dem Bauernbuam von der Oberaudorfer Schweinsteige in die Kamera grinst. Der Kriminalschriftsteller und frühere Werbetexter aus der Schweiz hat den ehemaligen Fußballer Sebastian Schweinsteiger befallen, ausgefragt und ausgesaugt und ein ziemlich mittelmäßiges Buch, einen „Biographischen Roman“ verfasst, der nahezu einhellig verrissen wurde, schade um Ana.
Der Fußballer, der mehr ein harter Kämpfer als ein Feinfuß war, hat „ganz ehrlich“ gemeint, dass das Leben von Tennis-Ass Ana, seiner Ehefrau aus Serbien, viel aufregender gewesen wäre für so einen Roman als sein eigenes. Sie war 2008 Nummer eins der Welt für einige Wochen. Nützt aber nichts, er ist der weit Prominentere von den beiden. Und er hat, ganz anders als der genobelte Peter Handke, nicht nur geredet, sondern ganz unpolitisch die Serbin Ana geheiratet und ohne „Kummerrede“ am Grab von Milosevic mit ihr zwei Kinder gezeugt – also nicht am Grab jetzt, das ist semantisch etwas verrutscht.
Aber zurück zum Buch, das sein Verlag im Berliner Luxushotel mit großem Tamtam in den Markt pushte. Sechsstellige Werbeausgaben, Sprung auf die Spiegel-Bestsellerliste, jetzt lächelt uns der Schweini aus allen Schaufenstern entgegen. Ein George Clooney-Verschnitt, meinen Böse. Hat der Basti seine Ana doch im selben Hotel geheiratet in Venedig, die Sonnenbrille, die Gondel, das Hochzeitsbett – hey, George!
So eine Roman-Biographie, was ist das eigentlich für ein seltsames Zwitterwesen? Da kann der Autor Hand in Hand mit dem Promi schreiben, was er will, erfindet Handlungen und Gespräche, Gefühle, Gerüche und Gesten, Blicke und Geräusche – das ganze Leben eben. Genau wie es Thomas Mann schon mit „Lotte in Weimar“ gemacht hat, allerdings nur posthum nach Charlotte Kestner, Goethes Schwarm aus „Werthers Leiden“, und nur in einem winzigen Ausschnitt von zwei Wochen. Von Schweini wird uns dagegen das ganze bisherige Leben von klein auf verkauft, der Autor darf da keine Hemmungen kennen, er muss sich blutegelartig vollsaugen mit der Vita seines Opfers, um schließlich ein 300-Seiten-Buch auszuwerfen – am besten kurz vor Weihnachten! Hat nicht ganz geklappt, weil er ein bisschen getrödelt hat, der Erfolgsautor, musste sich um Oliven kümmern!
Dann vielleicht doch lieber einen ehrlichen Ghostwriter mieten beim nächsten Fußballer, der den Ruhm ganz seinem Promi überlässt? Die Kosten liegen bei 40 bis 80 Euro pro Seite und der Ballkünstler käme „als Autor“ groß raus! Geister sind zuverlässig und verschwiegen. Sie liefern pünktlich. Und sie brauchen keinen Schampus.
W.H.