Fedor Pellmann (*1967) wuchs in den 1960er und 1970er Jahren als durchschnittliches Landkind in einem Dorf bei Augsburg auf. Nach Zivildienst und Automechaniker-Lehre folgte ein Studium auf Lehramt mit Anstellung in Neu-Ulm. Doch bald schon führte ihn sein Weg als Lehrer nach Argentinien und heiratete in Buenos Aires. Zurück kam er 2011; seitdem lebt er in München.
2021 promovierte Pellmann mit einem Thema über den Tango. Obwohl er in früheren Jahren schon Gedichte geschrieben hatte, fing er mit dem lyrischen Schreiben so richtig erst in den letzten Jahren an, „meist unfreiwillig“, wie er sagt.„Ich schreibe“, so sein Fazit, „weil die Gedichte mit der Zeit entstehen, weil sie vor den Ritualen, den Gebärden und dem Gerede fliehen. Gedichte sind ein Raum im Bewusstsein“. Red
DIE MOMENTE
Es sind eigentlich wenige.
Wenige Momente, in denen
wir waren, ohne es zu wissen.
Zuhause die Tür hinter sich schließen.
Der Morgen des ersten Weihnachtstags und die vielen Geschenke.
Von der Disco kommen und die Bettwäsche fühlen.
Eine Parkbank nach der Arbeit.
Der erste Espresso in Bologna im August und die Zikaden.
Eine Zeile bei Kant.
Die Psalmen Salomons.
Unser Hochzeitstag.
Ohne alles.
ANGRIFF
Es ist nicht wahr.
Das Gesicht, das Haus, Getue,
wer hersieht. Aus der Erde
begannen an einem Mittwoch Fontänen auszutreten.
Wir standen in den Feldern darum herum
und ließen die Arbeit. Nun war klar,
vor wem wir uns versteckten.
Aus:
Fedor Pellmann: Nur noch den Abend erreichen
Gedichte
Ausgewählt von Thomas Kunst
144 Seiten, gebunden
Jung und Jung, Salzburg 2024
23 Euro