Diese Stadt ist ja unbewohnbar wie der Mars, im Winter wegen der Schneemassen, im Sommer wegen Föhn und dazwischen wegen beidem gleichzeitig. Die Meteorologen ignorieren München einfach (genau wie T. Bernhard übrigens). Sie sprechen von „Alpenrand“ oder von „südlich der Donau“, und der Münchner weiß nicht, ob seine Stadt vielleicht gemeint sein könnte. Kommt jetzt der Schnee oder bleibt doch der Föhn, er quält sich mit dieser Ungewissheit, der Münchner, verzweifelt sucht er nach der Wetterwahrheit. Das ist auf Dauer ungesund, das macht ihn so grantig! Deshalb haben uns auch schon so viele Autoren verlassen, sterben einfach weg oder streben in den Norden.
Da springt Alexander Kluge, ein alter Links-Schwabinger, in die Bresche. „Beim Glücklichen bleibt die Seite leer“ hat er jüngst in einem Interview verkündet und damit auf die unglaubliche Produktivkraft des Unglücks verwiesen, von der wir Münchner allerdings ein Lied singen können. Unsere Schreibbühnen, etwa das Münchner Literaturbüro, platzen schier aus den Nähten vor Unglücklichen! Schon der (unglückliche) Thomas Mann verwies fein ironisch auf das „Leuchten“ der Stadt, nicht ohne im Titel auf das „Gladius Dei“ hinzuweisen, das drohend über ihr schwebte – und das sogar zu Zeiten der Monarchie, die dem jungen T. M. ja noch als die „gute alte Zeit“ erschien, während der alte dieses München mied und wusste, warum.
Da helfen eigentlich nur diese elf Kilo schweren Bettdecken, wie sie jetzt endlich aus Amerika kommen und mit denen man seine Depression geradezu zerquetschen kann wie eine Bettwanze. Das ist jedenfalls die Idee dahinter, und sie könnte von einem bestimmten „Bayerischen Original“ stammen (ja, so nennen die norddeutschen, meist zugereisten Kultur-Journalistinnen unsere Künstler, wenn sie sie hinterfotzig fertigmachen wollen). Er wurde im letzten November, an seinem 80sten Geburtstag als „Alpen-Beckett“ gefeiert, als Nachfolger Karl Valentins, als Münchner „Monty Python“; denn er stieg in den Achtzigern des letzten (oder war das nicht schon das vorletzte?) Jahrhunderts in seinem berüchtigsten Film als Jesus vom Kreuz und zur Schwester Oberin ins Bett, ja vom Herbert ist die Rede, vom Achternbusch Herbert.
Und wie konnte die Katholische Kirche sich erregen damals, als sie noch nicht zugab, eine Tarnorganisation des Missbrauchs von – aber hier schweigen wir schamhaft, denn wir sind nicht Herbert – zu sein, und wie schön, dass der Streifen „Das Gespenst“ in Österreich noch immer verboten ist!
So bleibt uns in all dem Unglück nur die Freude, dass der 24. Januar schon vorbei ist! Warum das jetzt wieder? Tja, das ist der statistisch schrecklichste Tag des Jahres, präzise nachgewiesen von Cliff Arnold, einem Psychologen aus Britannien, der eigentlichen Heimat der skurrilen Wahrheiten.
WH.