Von Sevda Cakir

Mit 79 Mitgliedern, vielen weiteren Unterstützenden und Kooperationen besteht der Verein „Münchner Schreiberlinge e. V.“ nun seit vier Jahren. Doch das Texte-Kollektiv spinnt sein Netzwerk schon länger.

Die Tradition des regelmäßigen Austausches nimmt ihren Anfang im Frühjahr 2017, nach einem Workshop von Diana Hillebrand. Hier lernen sich Wortkreierende kennen, die sich nach dem Ende des Kurses weiterhin treffen wollen. So kommt eine Gruppe von Münchner*innen zusammen, die Spaß am Schreiben hat. 2021 ist es dann so weit: Der Verein wird gegründet. Für die Mitglieder ist der Begriff „Schreiberling“ inklusiv und genderneutral in der Bedeutung. Die Gruppe ist offen für alle (Sach-)Textschaffende. Auch Nicht-Schreibende können zu den regelmäßigen Terminen kommen. Anspruch, Menge sowie Veröffentlichungen dieser Autor*innen spielen ebenso wenig eine Rolle wie anhaltende Schreibblockade. Wichtig ist nur der Spaß am Geschriebenen.

Dass dabei beachtliche Publikationen herauskommen, ist wichtig zu erwähnen, weil diese die Literaturlandschaft mitgestalten. Lesende finden Nischen-Themen vor, oder vertraute Orte, an denen die Geschichten erzählt werden, wie in Jule Jessenbergers „Die wilde Jagd: Ein Martha Oak Abenteuer“. Hier geht es um Bräuche und Gestalten, die vor allem in Bayern beheimatet sind. Die darin vorkommende tätowierte Hexe Martha setzt ihre Magie auch in München ein.

Zudem können Gruppen persönliche Alltagssituationen wieder erkennen, wie Code-Switching (Wechsel von einer Sprache zur anderen) in Amanda Beckers „Weihnachtszauber im Schneegestöber“. Ein Buch, das für gute Stimmung sorgt.

Subgenres mit Spezialwissen, wie z. B. Steampunk, eine Mischung aus Science-History, Abenteuerroman und Science-Fiction, erfreuen das Herz ebenso wie Fantasy-Figuren, die mehr Rollenbilder in Familien zulassen und dem Leben als Individuum mehr Gestaltungsfreiheit erlauben. „Phil“ beispielsweise, die Figur in Roxane Bickers „Wattgeflüster: Gezeitenwechsel 3“, ist eine menschliche Lesbe, die in eine Welt mit übernatürlichen Geschöpfen stolpert und sich hier mit ihren Gefühlen zurechtfinden muss. In dieser Mystery Fiction führen Menschen und Götter eine Koexistenz.

Sobald jemand Interesse hat, den Verein kennenzulernen (ohne beitreten zu müssen), kann er oder sie sich über die Internetseite beim Verein melden. Alles Weitere hängt vom Grad der Neugierde ab. Es folgen Austauschtermine
zum Lesen und Schreiben – immer montags. Kurse mit Sprech-Coaches, um die Stimme zu trainieren, helfen bei öffentlichen Auftritten wie Lesungen. Es gibt Angebote für kreative Events wie Blackout Poetry, bei denen Texte neu gestaltet werden; Support-Möglichkeiten durch die Community, wenn jemand nicht weiter kommt; Aufrufe zu Anthologien, bei denen es ein Leitthema gibt; eine Ankündigungs-Plattform für die eigenen Werke, wenn es sonst an Marketing mangelt. Das Vereinsmagazin „Der Schreiberling“, dessen Inhalt – inklusive Comic – mitentwickelt werden darf, steht allen zur Verfügung. Raum für neue Erfahrungen bietet z. B. ein eigener Vereinsstand bei der Leipziger Buchmesse oder das Mitlaufen auf der Christopher Street Day-Parade. Kurz: Die Liste der Mitmachangebote ist lang. Einmal den Weg zu den „Schreiberlingen“ gefunden, kann ein lese- und schreibinteressierter Neuling die Richtung der eigenen Reise selbst bestimmen. Ob zum Erleben der (Fremd-)Werke oder Entdecken der (Selbst-)Verlage für eigene Texte. Hier gibt es Hilfestellung bei Lektoratssuche, Covergestaltung oder sonstigen Phasen der Veröffentlichung.

In den Begegnungen erfahren die Neuen auch von Veranstaltungen außerhalb Münchens, an denen Schreiberlinge teilgenommen haben. Beispielsweise vom SchreibBarCamp von tolino media, das dieses Jahr wieder stattfinden wird. In der Ausgabe von 2024 hat Sarah Malhus, die von Anfang an beim „Schreiberling“ dabei ist, den Verein mitgegründet hat und bis April im Vorstand des Vereins war, den 2. Platz des Newcomerpreises gewonnen mit ihrem Buch „Von Fabelwesen und Königen“, geschrieben in Form von Kurzgeschichten mit überspannender Handlung.

In München gibt es noch weitere Gruppen, in denen sich Schreibgesinnte verbünden. Nicht immer sind sie prominent in den Ergebnissen der gängigen Suchmaschinen platziert, so dass sie nicht sofort zu finden sind. Manche Gruppen organisieren sich über die Sozialen Medien wie Instagram. Es lohnt sich, einen Blick auf sie zu werfen. Oder noch besser: bei Interesse sich ihnen anzuschließen.

Just Write (@justwrite.schreibwerkstatt). Die Schreibjam-Gruppe trifft sich jeden 2. Donnerstag im Kulturzentrum Luise und veranstaltet regelmäßige Lesungen mit einem musikalischen Rahmenprogramm.

litbox2, die Literaturbühne im KiM Kino Einstein Kultur, setzt seit 2018 das Format „Haidhauser Literaturbox1“ fort und ist ein Forum für Verlage, Blogger und Kulturschaffende (www.litbox2.de)

Weitere Gruppen finden sich im Artikel „20 Tipps für Schreibende: Schreibwerkstätten, Lesereihen und Literaturmagazine in München“ von Rebecca Faber (Blog der Monacensia) oder über www.musenkuss-muenchen.de.

Mehr Infos zu „Münchner Schreiberlinge e. V.“:  www.muenchner-schreiberlinge.de