Birgit Merk, geboren in Augsburg und mittlerweile in München lebend, schreibt Lyrik über Menschen und Phänomene, die ihr im Leben begegnen und etwas in ihr bewegen. Sie betrachtet ganz aus der Nähe und aus ihrer eigenen Perspektive. Der Blick der Autorin bleibt dabei präzise und unaufgeregt, ihre Texte sind klar strukturiert und vielschichtig. Assoziativ verweben sie Erinnerungen mit Hoffnungen und Wünschen. Eine zentrale Rolle spielt der Moment, in dem Vergangenheit und Gegenwart aufeinandertreffen.

Gedichte seien für sie seit ihrer Kindheit ein Weg, Gefühlen eigene Namen zu geben, sagt Birgit Merk. Sie versuche dabei, dem Klang ihrer Stimme auf den Grund zu gehen und mit Worten zu zeichnen.

Nachtgestirne

Schminkspiegel flankieren den Gang.
Cheerleader bereiten sich vor,
ohne Anlass zu jubeln. 

Der Pastor spricht zu den Menschen,
aber berührt nicht ihr Herz.
Welche Botschaft erwartet uns am Morgen danach?

Der Schein des Feuers beleuchtet Wünsche,
die in die Nacht gesprochen und zu Asche werden.

Männer prügeln sich im inszenierten Kampf.
Der Schritt zurück bewahrt vor zu seltsamen Eindrücken.

Verheerend ist die Welt
und brennt ihre Bilder in den Nebel.
Ich übe Schweigen, Warten und Betrachten.

Die zufällige Berührung einer weichen Hand:
Lehre mich die Disziplin der Geduld.

In der Mikrowelle unter dem Fernseher
dreht sich die Popcorntüte ewig;
der Inhalt stillt den Hunger nach mehr nie.

Aufgestellt fürs Foto vor der Fahne feixen die Ringer.
Ein zierliches Mädchen drückt den Auslöser
und verewigt unseren Schmerz.

Das Feuer ist ausgegangen.
Nur das Warten auf das fahle Sonnenlicht bleibt.

Die morgendlichen Nachrichten
bringen verfrühte Abenddämmerung.

Birgit Merk

Zuletzt von ihr  erschienen:

Birgit Merk: Bevor das weiße Licht kommt
Lyrik, 32 Seiten, geheftet
Black Ink Lyrik, München 2022
8 Euro