Der Münchner Slammer, Literat und Kabarettist Frank Klötgen hat vor Kurzem einen Gedichtband zum Thema Tod geschrieben. Ein ungewöhnliches Thema für einen jungen Literaten.
Aber nachdem er mit seinem letzten Buch „SLAMMED! 1 Jahr, 149 Poetry Slams zwischen Hawaii und Madagaskar“ bereits seine Biografie abgefasst hatte, blieb nur noch der Tod als Thema. Und in diesem schwierigen Terrain scheint ihm Lyrik schlichtweg als die passendste und dankbarste Form. RED
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Ein gewisser Tod
Es wartet auf mich vorm Hauseingang
Seit immerschonimmer ein schwarzes Loch.
Einst ging ich ungerührt seitlich entlang,
Auch drüberzuhüpfen war easy und doch:
Es wuchs stetig heran, grad in jüngerer Zeit,
Und sein Radiusrachen ward unbequem weit.
Den Sprung aus der Tür wag ich lang schon nicht mehr
(der Schlundumfang reicht seit zig Jahren für zwei).
Ich schleich mit Bedacht an der Wand mich vorbei
Und steh auf der Straße als älterer Herr,
Der markiert sich ’nen weiteren Ausreißerstrich.
Doch es gibt dieses Loch. Und es wartet auf mich
Dem Abendroten
Ich steh
Am See
Dem abendroten
Und denke an die lieben Toten
An Minuten, verschwendet im Tran meiner Kindheit
Denn skandalös endlich und rar war’n und sind Zeit
Und Aufmerksamkeit, die ich ihn’n damals geboten
Wär’n sie jetzt hier, am Abendroten
So berichtete ich den verschwundenen Leuten
Wie viel ihre Wunden mir heute bedeuten
Dass ich manchen ihrer Witze erst heute versteh
Und in dem Moment scheint es, als lächle der See
Frank Klötgen
Aus: Frank Klötgen: Lebhaft im Abgang
Satyr-Verlag, 192 Seiten, 18 Euro