[LiSe 04/25] Bücher für Körper und Seele

Als Erich Kästner 1936 seine „Lyrische Hausapotheke“ veröffentlichte, konnte er nicht ahnen, dass sich die Idee, gegen seelische Leiden
eine literarische Rezeptur zu verschreiben, bis zu einer alternativen psychotherapeutischen Behandlungsform entwickeln würde.

Von Markus Czeslik

Kästner veröffentlichte sein berühmtes Medizinschränkchen, ein „Nachschlagewerk, das der Behandlung des durchschnittlichen Innenlebens“ dienen sollte, mit einem Augenzwinkern. 36 Leiden führt er auf (darunter „wenn der Winter dräut“, „wenn der Lebensüberdruss regiert“ oder „wenn das Alter traurig stimmt“) und stellt ihnen eine ungewöhnliche Arznei entgegen – nicht in Tabletten-, nicht in Salben-, sondern in Gedichtform. Da sind die berühmte „Sachliche Romanze“ zu finden, das „Eisenbahngleichnis“ und viele mehr, deren Lektüre er jeweils in bestimmten Gemütslagen empfiehlt. (mehr …)

[LiSe 03/25] Glitch – jetzt erst recht!

Ein queerfeministischer Buchladen in schweren Zeiten gibt Kraft.

Von Sevda Cakir

Das Erbe des ersten Frauenbuchladens in Deutschland (1975-2023) anzutreten, ist und bleibt eine Herausforderung für den im Kollektiv geführten, neu ausgerichteten, queerfeministischen „Glitch Bookstore“. Das ehemalige Schild „Lillemor’s“ sowie einige Regale erinnern noch an historische Zeiten. Auch liegt ein Blatt aus, in dem sich Interessierte mit ihren Anliegen oder Sorgen an das Kollektiv wenden können – die ehemaligen Besitzerinnen berieten Frauen, die z. B. Gewalt erfahren hatten und halfen ihnen, auf die eigenen Beine zu kommen. (mehr …)

[LiSe 02/25] Nähmaschine trifft Regenschirm: Der Surrealismus und die Literatur

Von Katrin Diehl

Festlegen lässt er sich ebenso wenig wie bestimmen. Weil eben nicht nur das Ergebnis, das, was am Ende zu sehen, zu hören, zu lesen ist, zählt. Irgendwie hat er es bis auf T-Shirts, auf Ansichtskarten ohnehin geschafft, stark reduziert auf Witz, auf Originalität. Macht nichts. Denn offensichtlich kann ihm all das nichts anhaben, dem Surrealismus. (mehr …)

[LiSe 12/24] buchkunst – Künstlerbücher – eine außergewöhnliche Nische des Buchmarktes

Von Michael Berwanger

Kunstbücher? NEIN! Künstlerbücher. Leicht verschmitzt lächelt Dr. Lilian Landes, Kunsthistorikerin und Kuratorin der Abteilung Künstlerbücher an der Bayerischen Staatsbibliothek. Das sei das gängige Missverständnis: Kunstbücher vermitteln Wissen über Kunst, ein Künstlerbuch ist das Kunstwerk selbst. Eine Definition für den Begriff Künstlerbücher sei schwierig, meint sie. Eine Variante laute: „Wenn der Künstler sagt, dass es ein Künstlerbuch ist, dann ist es ein Künstlerbuch“. Lilian Landes bevorzugt aber die Definition: „Wenn ich ein Buch in der Hand habe, das sich mir nicht erklärt, das mich nicht an der Hand nimmt, das mir kein Wissen vermittelt und das erst mal Fragezeichen hinterlässt – dann ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass es ein Künstlerbuch ist.“ Anders formuliert: Ein Künstlerbuch ist Kunst zwischen zwei (Buch-)Deckeln; das Buch ist das Kunstwerk. Und auch hier ist die Frage, was Kunst sei, nicht zu fassen. (mehr …)

[LiSe 11/24] Literatur – kunstvoll verpackt

Die Büchergilde Gutenberg wird hundert Jahre alt. In München repräsentiert von „Moths“ und „Rauch & König“.

Von Ina Kuegler

Johannes Gutenberg, der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, als Namenspatron? Das mutet doch reichlich altertümlich an. Und dann noch der Name Büchergilde – irgendwie altmodisch. Dabei hat sie sich immer wieder neu erfunden: die Büchergilde Gutenberg. Vor hundert Jahren gegründet ist sie eine Buchgemeinschaft, die ihre Mitglieder mit guter Literatur und künstlerisch gestalteten Büchern versorgt. Seit zehn Jahren steht die Büchergilde auf neuen Füßen, auf einer Genossenschaft mit 1.800 Genossinnen und Genossen. (mehr …)