[LiSe 02/21] Kolumne: Namenscheck

Speranza hieß (zufällig?) der zuständige Gesundheitsminister, als dort, im Land der glühenden Orangen, vor gut 12 Monaten „Corona“ ausbrach und der harte Lockdown beschlossen wurde. Speranza, hier in München, der nördlichsten Stadt Italiens, braucht man das nicht zu übersetzen, klarer Fall.

Aber mit Namen ist das ja so eine Sache. Die Menschheit teilt sich, grob betrachtet, in zwei Hälften. Die „Nomen est Omen“-Hälfte einerseits und andererseits die „Namen ist Schall und Rauch“-Sektion, wobei in düsteren Zeiten wie diesen das Ominöse dominiert! Die Menschen suchen nach „Zeichen“, nach „Be-deutung“ (Stichwort Kontingenz-Intoleranz), sie lechzen nach der magischen Kraft von Namen, wollen sich nicht abspeisen lassen mit trockenen wissenschaftlichen Erklärungen. Man hat genug von Statistiken und Begriffen wie Konfidenzintervall, Reproduktionszahl, Inzidenz! Selbst Autokonzerne vertrauen jetzt den Sternen. „Stellantis“ heißt der gerade neu geschmiedete Konzern aus Fiat, Chrysler, Opel und Peugeot. (Auguren flüstern allerdings schon jetzt, dass ihn der Name vor dem Untergang nicht retten wird.) (mehr …)

[LiSe 01/21] Kolumne: Skandal verpufft

Seni, der Hofastrologe des berüchtigten Feldherrn Markus Söder, wusste es schon längst, oder arbeitet er für Wallenstein, na, egal, dass Mitte Dezember schweres Unheil dräute: Jupiter überholte den weiter entfernten Saturn und beide standen, von der Erde aus betrachtet, in teuflischer Konjunktion! Schon im ahndungsvollen Vorgriff darauf hatte der marsbegnadete Polemiker Maxim Biller in der SZ den steirischen Dorf-Unschuldsengel Lisa Eckart (Berufswunsch: Kabarettistin) mit seiner „sehr blonden HJ-Frisur“ aus allen Wolken gezerrt und die „Hitlerboys“ vom ZDF gleich dazu, das hatte gesessen – mochte mancher meinen.

Zumal die SZ (und das nicht nur in Klammern) ja auch gerade wild um Aufmerksamkeit, Sensationen und Auflage buhlt. Einsparungen müssen sein! Bis Silvester sollten, so hieß es, 50 Redakteure aus der großen Zeitung „sozial verträglich“ ausgebootet werden! (mehr …)

[LiSe 12/20] Kolumne: Wildes Meer

Es müssen Virologen gewesen sein, die in diesem Herbst den Deutschen, Schweizer und Österreichischen Buchpreis entschieden haben, lauter Überraschungen! Aber können wir uns wirklich vorstellen, dass irgendjemand außer Drosten, Streeck, Schmidt-Chanasit oder Kekulé noch irgendetwas von Bedeutung entscheiden könnte? Man kennt sie, die mächtigen Herren und die ihnen gelegentlich beigesellten Damen der virologischen Wissenschaft ja inzwischen so gut, dass man Titel und Geschlechtsbezeichnung längst weglässt. Drosten durfte sogar die sogenannte Marbacher „Schillerrede“ (Geburtstag 10. November) halten! Heinrich Heine (* 13.12.) und Theodor Fontane (* 30.12.) böten sich als die nächsten an. (mehr …)

[LiSe 11/20] Kolumne: Briefe, Klagen, Honorare

Mein Herzensschatzerl! ich schreib Dir schon wieder, weil ichs nicht aushalten kann …“ so der junge Albert Einstein anno 1901 an seine Geliebte, Mileva Marić, nicht ahnend, wie böse es enden sollte. Für Verlage sind die Briefe der Berühmten ein gefundenes Festessen, egal ob sie von Franz Kafka, Ingeborg Bachmann oder Theodor Fontane stammen – solide Auflagen sind garantiert. Im Zeitalter der E-mails könnte diese Quelle aber sehr bald versiegen, was also tun? – Am besten, man sammelt die Post des eigenen Personals! (Andere Verleger expandieren, indem sie attraktiven Damen einen eigenen Verlag schenken – aber das ist eher die Ausnahme.) (mehr …)

[LiSe 10/20] Kolumne: Hoamat!

Schön, dass Sie da sind. Bitte beachten Sie …“ Die neue Begrüßungskultur der Deutschen Bahn auf vielen Plakaten – vorbildlich! Das macht natürlich Schule. Schön, dass Sie das lesen, verehrte Leser, wundervoll! Bitte halten Sie während der Lektüre Abstand zu Ihrem Nachbarn und/oder Mund und Nase bedeckt und niesen Sie nur in den Ellenbogen! Verlieren Sie nicht die Selbstkontrolle, selbst wenn der Inhalt Sie nerven sollte, fahren Sie nicht aus der Haut, vor allem, wenn sie noch vom Urlaub an den bayerischen Seen gebräunt ist!

Werbeslogans können Gesellschaft spiegeln, greifen Trends auf. Etwa der Spruch „Sei frei, verrückt und glücklich!“ auf einer beliebten Tube mit Aroma-Dusch-Lotion – verrät er dem geschulten Privat-Soziologen nicht sofort die Regression des Anspruchs auf Glück, des ur-amerikanischen „Persuit of Happiness“ ins Allerprivateste, die Duschkabine? Und was verrät der Baumarkt-Spruch „Hier werden Sie geholfen“? Ist das Ausländer-Verhöhnung oder spielt das auf die bemerkenswerte Sprachgewalt der Baumarkt-Bastelkunden an, die bekanntlich ihren Jahresurlaub dortselbst verbracht haben? (mehr …)