[LiSe 11/24] Kolumne: Zusammen mit den Fledermäusen

Nachts im Literaturhaus … Ich hab das echt mal gemacht. Hat keiner bemerkt, zumal auf den Tickets ja auch nur steht, wann so eine Veranstaltung beginnt. Wann man da wieder gehen muss, steht da nicht. Und also bin ich geblieben. Blieb einfach sitzen. Unauffällig. Am Rand. Hatte mich extra schwarz angezogen, so schwarz wie der Stuhl (und schwarz geht ja immer in der Kultur). Hab mich nicht gerührt, bis die Dämmerung mich verschluckte und ich zum Mobiliar wurde. Ich war nicht existent für die Techniker, die noch bisschen vor sich rumkabelten. War nicht mehr da, für die Praktikant*innen, die müd und stumm Liegengebliebenes versorgten. (mehr …)

[LiSe 10/24] Kolumne: Falsche Fährte

„Don’t judge a book by its cover” heißt es so schön. Schließlich kommt es ja vor allem darauf an, was wir zwischen den Buchdeckeln finden. Aber leicht fällt mir das nicht. Wenn ich auf dem Cover von Farben, Worten, Bildern und Gesichtern angesprungen werde, dann habe ich ein Urteil gefällt, bevor ich die erste Seite aufschlage. Schublade auf, Schublade zu. (mehr …)

[LiSe 09/24] Kolumne: glotta (griech.) – Zunge

Alle sind gerade dabei, irgendeine Sprache zu lernen. Manche, weil sie müssen, manche, weil sie wollen. An Sprachkurse zu kommen, ist extrem einfach. Manche von denen sind kostenlos, manche sind das nur für eine kurze Zeit und manche haben richtig Spaß am Stressen („Hi dear, keep your 2 day Spanish streak going!“). Unter den vielen Sprachlerner*innen sind viele Rentner*innen, auch weil es einfach gerade unglaublich viele Rentner*innen gibt. Die wollen sich noch etwas Sinnvolles antun und ohnehin ein Leben lang lernen. Außerdem wollen sie sich mit etwas Würde am nächsten Fernreiseort einen Kaffee mit einem Schuss Milch und einem halben Teelöffel Zucker bestellen können. (mehr …)

[LiSe 07-08/24] Kolumne: BB-Day (1)

Es gibt ja für fast alles einen Tag. Neu in diesem Jahr war der „Tag der deutschen Erdbeere“. Fand unter echt viel deutscher Aufmerksamkeit am 24. Mai statt. Wann der „Tag der Liechtensteiner Erdbeere“ ist, weiß ich grad nicht so genau und vielleicht wachsen in Liechtenstein ja auch gar keine Erdbeeren. Sollte man es schaffen, ein Schälchen deutscher Erdbeeren samt Sahnehäubchen in den nächsten Tag zu retten, kann man mit ihm auf dem Beistelltisch neben dem deutschen Liegestuhl den „Tag der Tolkien-Lektüre“ genießen, bevor drei Tage später der „Tag des Unkrauts“ am Horizont aufzieht. (mehr …)

[LiSe 06/24] Kolumne: Mehrgeschlechtlich

In Bayerns Ämtern ist seit 1. April 2024 die mehrgeschlechtliche Schreibweise verboten. Nur: Wie kann etwas verboten werden, das in der Ausübung niemandes Recht einschränkt? Weil der Rat für deutsche Rechtschreibung meint, dass diese Schreibweise die Verständlichkeit von Texten beeinträchtigen kann? Mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen wie u.a. Gendersternchen, Doppelpunkt oder Gender-Gap sind nun ausdrücklich unzulässig, so auch das Binnen-I in Hauptwörtern, wie Ministerpräsident“In“. Aber in Bayern braucht man das ohnehin nicht. (mehr …)

[LiSe 05/24] Kolumne: Nah dran

Audio-Podcasts sind etwas Großartiges. Man hört sie. Sonst nichts. Beim Gehen, beim Stehen, beim Sitzen, beim Liegen. Ohren sind ja so was von bottomless, lassen sich mit Inhalt auf Inhalt auf Inhalt füllen. Okay. Hat am Ende etwas sehr Textlastiges. Mitswingen, Mitwippen, Mitschaukeln, Mitsingen … is nicht. Stattdessen heißt es, konzentrieren, heißt es (wer’s wirklich ernst damit meint), ja kein Wort verpassen. Hm. Nicht gerade easy bei all den Dauerbaustellen in der Stadt, der klappernden Müllabfuhr an jeder Ecke, bei all den Verirrten und Verwirrten, die einen ständig nach dem Weg fragen. Da heißt es, cool bleiben, nicht in die Luft gehen, und zur Not lässt sich ja repeaten. (mehr …)