[LiSe 12/24] Gedenktafeln der Literaten – Teil IV

Armer „grüner Heinrich“
Gottfried Kellers kurzer München-Aufenthalt verewigt auf einer Gedenktafel in der Neuhauser Straße

Von Markus Czeslik

Im Jahr 1840 hatte München mal wieder die Seuche – der Typhus wütete in der Stadt. In der Neuhauser Straße 35, gegenüber der Bürgersaalkirche, wälzte sich der 21-jährige Gottfried Keller in seinem Bett und rang mit seinem Leben. Dass er es behielt, hatte er wohl letztlich dem Umstand zu verdanken, nicht in ein Hospital eingewiesen worden zu sein. Denn dort starb es sich noch leichter. (mehr …)

[LiSe 12/24] Empfehlungen der Redaktion

Wie immer zur Weihnachtszeit empfehlen Redaktionsmitglieder der LiteraturSeiten München eines ihrer Lieblingsbücher des Jahres.

Nachdenkliches
Von Michael Berwanger
Viel ist schon geschrieben worden über den Umgang mit dement werdenden Familienmitgliedern, sei es Vater, Mutter oder Lebenspartner*in. Wie aber soll man sich verhalten, wenn bei einem engen Vertrauten oder bei der besten Freundin die geistige Kraft nachlässt? Stellt das die Freundschaft infrage, und kann man sich dann noch auf Augenhöhe begegnen? Der Sozialpädagoge Peter Wißmann hat sich in seinem Erzählband „Überschattet“ diesem Problem gewidmet. Er schildert den Freundschaftsverlauf zu einem engen Bekannten namens Christian, der versucht, offen mit seiner Krankheit umzugehen, was nur selten bei Alzheimer-Patienten vorkommt. Die Geschichten dieser Freundschaft sind oft rührend, aber auch lustig und nicht selten erstaunlich. Wißmann zeigt, dass eine Freundschaft zu einem*r Demenz-erkrankten nicht zwangsläufig in die Leere führen muss. Obwohl die geistige Kraft langsam verloren gehe, seien die Betroffenen oft besser fähig, auf kleine Details zu achten und die Dinge des Alltags wertzuschätzen. Ein nachdenkliches Buch für die Tage zwischen den Jahren. (mehr …)

Katerina Gordeeva für ihr Buch „Nimm meinen Schmerz“ mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet

Der russischen Journalistin Katerina Gordeeva wurde heute in München vor rund 600 geladenen Gästen der Geschwister-Scholl-Preis verliehen. Sie erhält den Preis für ihr Buch „Nimm meinen Schmerz. Geschichten aus dem Krieg“ (aus dem Russischen von Jennie Seitz, Droemer Verlag). Die Auszeichnung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern und der Landeshauptstadt München ist mit 10.000 Euro dotiert. Bei dem feierlichen Festakt in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität sprachen als Vertreter der Stifter des Preises Oberbürgermeister Dieter Reiter und Klaus Füreder, Vorsitzender des Börsenvereins in Bayern. Prof. Dr. Oliver Jahraus, Vizepräsident der Ludwig-Maximilians-Universität, begrüßte als Hausherr. Die Laudatio auf Katerina Gordeeva hielt die Journalistin und Autorin Alice Bota. (mehr …)

[LiSe 11/24] Literatur – kunstvoll verpackt

Die Büchergilde Gutenberg wird hundert Jahre alt. In München repräsentiert von „Moths“ und „Rauch & König“.

Von Ina Kuegler

Johannes Gutenberg, der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, als Namenspatron? Das mutet doch reichlich altertümlich an. Und dann noch der Name Büchergilde – irgendwie altmodisch. Dabei hat sie sich immer wieder neu erfunden: die Büchergilde Gutenberg. Vor hundert Jahren gegründet ist sie eine Buchgemeinschaft, die ihre Mitglieder mit guter Literatur und künstlerisch gestalteten Büchern versorgt. Seit zehn Jahren steht die Büchergilde auf neuen Füßen, auf einer Genossenschaft mit 1.800 Genossinnen und Genossen. (mehr …)

[LiSe 11/24] Kolumne: Zusammen mit den Fledermäusen

Nachts im Literaturhaus … Ich hab das echt mal gemacht. Hat keiner bemerkt, zumal auf den Tickets ja auch nur steht, wann so eine Veranstaltung beginnt. Wann man da wieder gehen muss, steht da nicht. Und also bin ich geblieben. Blieb einfach sitzen. Unauffällig. Am Rand. Hatte mich extra schwarz angezogen, so schwarz wie der Stuhl (und schwarz geht ja immer in der Kultur). Hab mich nicht gerührt, bis die Dämmerung mich verschluckte und ich zum Mobiliar wurde. Ich war nicht existent für die Techniker, die noch bisschen vor sich rumkabelten. War nicht mehr da, für die Praktikant*innen, die müd und stumm Liegengebliebenes versorgten. (mehr …)