by LiSe | 9. Apr. 2025 | Blog, Vermischtes
Die Monacensia erhält den umfangreichen schriftlichen Nachlass von Elisabeth Mann Borgese (1918–2002). Die jüngste Tochter von Katia und Thomas Mann war eine außergewöhnliche Persönlichkeit: ausgebildete Konzertpianistin, international publizierende Autorin, einziges weibliches Gründungsmitglied des Club of Rome, Mitverfasserin der UN-Seerechtskonvention, engagierte Meeresschützerin – und bis zu ihrem Tod 2002 Professorin für Internationales Seerecht an der Universität in Halifax. (mehr …)
by LiSe | 1. Apr. 2025 | Blog, Titelgeschichte
Als Erich Kästner 1936 seine „Lyrische Hausapotheke“ veröffentlichte, konnte er nicht ahnen, dass sich die Idee, gegen seelische Leiden
eine literarische Rezeptur zu verschreiben, bis zu einer alternativen psychotherapeutischen Behandlungsform entwickeln würde.
Von Markus Czeslik
Kästner veröffentlichte sein berühmtes Medizinschränkchen, ein „Nachschlagewerk, das der Behandlung des durchschnittlichen Innenlebens“ dienen sollte, mit einem Augenzwinkern. 36 Leiden führt er auf (darunter „wenn der Winter dräut“, „wenn der Lebensüberdruss regiert“ oder „wenn das Alter traurig stimmt“) und stellt ihnen eine ungewöhnliche Arznei entgegen – nicht in Tabletten-, nicht in Salben-, sondern in Gedichtform. Da sind die berühmte „Sachliche Romanze“ zu finden, das „Eisenbahngleichnis“ und viele mehr, deren Lektüre er jeweils in bestimmten Gemütslagen empfiehlt. (mehr …)
by LiSe | 1. Apr. 2025 | Blog, Kolumne
Neulich saß ich im Zug von Berlin nach München, umgeben von ernst gekleideten Menschen, die eifrig in Laptops tippten oder in Zeitungen blätterten und sich up to date mit dem weltpolitischen Geschehen brachten. Ich selbst saß da mit einem Buch, dessen Titel, der in der Buchhandlung noch eine Kaufentscheidung ausgelöst hatte, mir plötzlich äußerst peinlich wurde: „A Natural History of Dragons“ – ein wirklich wunderbares Buch übrigens, ich kann es allen empfehlen, die gerne von Drachen und Abenteuern lesen. (mehr …)
by LiSe | 1. Apr. 2025 | Blog, Lyrische Kostprobe
Das Verhältnis von Wir und Ich
Sabina Lorenz ist italienisch-deutscher Herkunft. Wie viele andere, fing sie als Jugendliche an, Gedichte zu schreiben. Nur hörte sie damit nicht wieder auf.
Lyrik wurde für sie eine Methode, nachzudenken und – bestenfalls – eine ästhetische Form für diese Gedanken zu finden, wie sie es selbst bezeichnet.
„Unter der argumentativ-narrativen Diktion von Sabina Lorenz klaffen abgründige Fragen auf, nach dem Gemeinwesen als Schuld- oder Verantwortungsgemeinschaft und nach dem Verhältnis von Wir und Ich“, schrieb Pia-Elisabeth Leuschner von der Stiftung Lyrik Kabinett über ihren Stil.
Lorenz lebt und arbeitet in München, hatte Sozialpädagogik in München und London studiert und ist Mitglied der Gruppe „Reimfrei“.
Red
#Orlando
für I.
Lass uns wandern, ein Sprung durchs Feuer
vor dem nächsten Schnee, die Zukunft liegt
auf der anderen Seite, fortlaufende Schleife
aus Aufruhr und Wiedergeburt. Dort treffen
wir kleine Vögel inmitten Irisblüten, regen-
bogenfarben, und Staub,
gottlos, diese Stadt ohne Hass, eingebunden
in galaktische Federwolken, wo wir rätseln
über Artefakte, die uns unserer Menschlichkeit
beraubten, behauptend, dass irgendein Gott
auf ihrer Seite stand. Code □ m □ w als
Lebensmuster, ausgemustert
die Unbestimmten, Zeugnisse einer Zeit
der willkommenen schäbigen Gefühle. Hass®
als eingetragenes Warenzeichen. Was sahen
sie, die Beifall klatschten? Sportficken, Massen-
morde, Kriege, bestehend aus Unterwerfung,
Angst und Tod, der Rest war Bürokratie.
Wir waren wieder jung, vergaßen, dass die Welt
nicht so verliebt in uns war, wie wir ineinander.
Wir träumten von Namensgebung. Vom Gebären
als menschlichen Akt. Von Angleichung der Stern-
bildgrenzen. Von Staub. Wir erwachen erneut
im andern Geschlecht.
Selbstvergeudung über Epochen, Sprünge
durchs Feuer. Geisterchor der Möglichkeiten,
zeitlos fremd. Eine Burlesque. Ein Ruhepunkt
im Regen. Ein 300jähriges Leben als innigster
Liebesbeweis. Wie wilde Vögel füttern.
Weiter tanzen.
Sabina Lorenz
Aus:
Sabina Lorenz: #wie wir binden. # wie wir verschwinden.
Paperback, 80 Seiten
Allitera Verlag, Lyrikedition 2000, München, 2016, 11,50 Euro
by LiSe | 1. Apr. 2025 | Blog, Vermischtes
„Diese Tage nemlich ziehe ich in diese neue Wohnung“
H. H. auf Durchreise
Von Katrin Diehl
Das Münchner Klima „tödte“ ihn, ließ der Dichter Heinrich Heine die in Hamburg oder Stuttgart zurückgelassenen Freunde und Bekannten immer mal wieder wissen. Aber zum Glück sei das sonnige Italien ja nicht weit und er schneller weg, als man gucken könne. Wenn da nicht der König wäre. Denn der sei ein „netter Mensch“ und lese mit „Theilnahme die politischen Annalen“. Und also blieb Heine wenigstens ein Dreivierteljahr in dieser eigenartigen Residenzstadt, von Ende 1827 bis in den Sommer des nächsten Jahres hinein. Heine, 1806 in Düsseldorf in eine jüdische Familie hineingeboren, gestorben 1856 im Pariser Matratzengruft-Exil, war mit seinen „Reisebildern“, Band 1 und 2, wie dem „Buch der Lieder“ bereits ein gemachter, anerkannter Gelehrtenkopf und auch für seine Zeit in der bayerischen Hauptstadt hatte er sich fest vorgenommen, dichterisch recht fleißig zu bleiben (der dritte Band der „Reisebilder“ wollte ja geschrieben sein). (mehr …)
by LiSe | 1. Apr. 2025 | Blog, Vermischtes
Daniel Schreiber kuratiert das Literaturfest
2025 findet das Literaturfest München erstmals im Frühjahr statt und setzt damit einen neuen Akzent im Kulturkalender der Stadt. Veranstalter ist das Literaturhaus München in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Kurator des Auftakt-Festivals ist der in Berlin lebende Autor Daniel Schreiber, der das Programm unter dem Motto „Sprachen der Liebe. Wie wollen wir leben?“ gestaltet. Auch die „Münchner Schiene“ – diesmal konzipiert vom Lyrik Kabinett – wird Teil des neuen Literaturfests. (mehr …)