Audio-Podcasts sind etwas Großartiges. Man hört sie. Sonst nichts. Beim Gehen, beim Stehen, beim Sitzen, beim Liegen. Ohren sind ja so was von bottomless, lassen sich mit Inhalt auf Inhalt auf Inhalt füllen. Okay. Hat am Ende etwas sehr Textlastiges. Mitswingen, Mitwippen, Mitschaukeln, Mitsingen … is nicht. Stattdessen heißt es, konzentrieren, heißt es (wer’s wirklich ernst damit meint), ja kein Wort verpassen. Hm. Nicht gerade easy bei all den Dauerbaustellen in der Stadt, der klappernden Müllabfuhr an jeder Ecke, bei all den Verirrten und Verwirrten, die einen ständig nach dem Weg fragen. Da heißt es, cool bleiben, nicht in die Luft gehen, und zur Not lässt sich ja repeaten.

Was die Außenwelt von den zugestöpselten Texthörer*innen mitbekommt, ist nicht viel, ist höchstens ein aus dem Himmel gefallenes, empörtes „What???“, ein bekräftigendes Kopfnicken, ein spitzes Auflachen („Ha!“), ein zartes Seufzen. Ab und zu (eher selten) übersteigt allerdings, was aus den Ohrstöpseln kommt, beim Hörenden dessen Glauben an die Menschheit. Dann bleibt er/sie abrupt stehen. Kleinere Kollisionen sind die Folgen, auch geäußertes Unverständnis hier und da. Männer, Frauen, Kinder, alle, die sich um die Podcast-Junkies herumbewegen, beginnen darüber zu rätseln, was ihr Mitmensch da wohl gerade hört. Fragen sich das aber auch nur sehr vielleicht. Weil sie besseres zu tun haben. Weil sie vielleicht auch gerade beim Hören sind. Und was? Das geht uns gar nichts an.

Das Podcast-Angebot rund ums Buch ist mittlerweile riesig. Verlage leisten sich Podcasts, ebenso die Feuilletons, die Hörfunkanstalten. Sie tun das weltweit. Und was ist das für eine Freude, Diskussionen um ein Buch schon zu kennen, bevor es zwei Jahre später auf Deutsch erscheint. I love it.

Was ich nicht liebe, sind Geräusche. Also gewisse Geräusche. Man könnte mich auch als eine zu leichter Misophonie neigende Hörerin bezeichnen (und offene Bekenntnisse sollen ja etwas Heilsames haben). Ich ertrage absolut keine (von wegen leichte Misophonie!) Essgeräusche, wie zum Beispiel deutlich hörbares Kauen, Schlucken, Schmatzen und Schlimmeres. Aber genau das ist es, was ich – bei aufregendsten Inhalten – während nicht weniger Podcasts auf die Ohren kriege! Bei vielen Moderator*innen, Journalist*innen, Literaturfachleuten hört es sich an, als würden sie, was sie sagen, zur gleichen Zeit auch verspeisen, als würden sie die Wörter zerbeißen und dann hinunterschlucken.

Als würde sich ständig ein wenig Wasser in ihrem Mund sammeln, das sie nach allen drei Sätzen so genüsslich wie überdeutlich hinunterschlucken. Der Beitrag wird zu einem Festmahl, zu einem Schmaus und ich würge. Ich würge, höre weiter und verfluche jede Supersensibilität. Meine wie die der Mikrophone.

Dika